Interessengemeinschaft Düren City e.V.

Wir machen Auf....merksam

„Eine existenzbedrohende Situation“

 

Mit einer bundesweiten Aktion wollen Einzelhändler auf ihre mehr als prekäre Situation „aufmerksam“ machen. Dem stationären Einzelhandel droht eine bislang nie dagewesene Pleitewelle, auch in Düren, wie der IG-City-Vorsitzende Ulf Minartz betont. 

„Die Politik muss endlich aufwachen“, fordert Minartz. „Die Innenstädte können nur noch gerettet werden, wenn der Staat jetzt schnell, unbürokratisch und mit deutlich aufgestockten Maßnahmen hilft.“ Ansonsten, ist der IG-City-Vorsitzende überzeugt, gehen bei vielen Geschäften die Lichter aus, und das nicht nur bei kleineren, wie das Beispiel der insolventen Modekette Adler zeige. Nach einer aktuellen Trendumfrage des Handelsverbands Deutschland (HDE) unter 1.500 Händlern, gehen rund 80 Prozent davon aus, dass die derzeitigen Hilfsmaßnahmen nicht zur Existenzsicherung reichen. Knapp 60 Prozent der Unternehmen in den Innenstädten stünden ohne weitere staatliche Hilfen vor dem Aus. Werte, die Minartz auch für Düren für realistisch hält, mit katastrophalen Folgen für die gerade erst mit millionenschweren Masterplan-Investitionen aufgepeppte Innenstadt. Denn steigt die Zahl der Leerstände erst einmal, reiße das auch weitere Geschäfte in den Abgrund. „Schon die Schließung der Gastronomie im November hat im Nicht-Lebensmittel-Handel für Umsatzeinbußen von 30 Prozent gesorgt.“Will sagen: Eine Innenstadt ist ein komplizierter Mechanismus mit vielen Rädchen, die ineinandergreifen müssen, um den Kunden anzusprechen.

Warum aber ist die Lage für den Einzelhandel, allen voran die Modebranche, so existenzbedrohend. Mit dem ersten Corona-Lockdown im vergangenen März/April seien schon die umsatzstärksten Monate weggebrochen, erklärt Minartz, wobei die eigentlich für drei Monate angedachte Soforthilfe des Bundes oft nur die Fixkosten wie Miete und Strom für einen Monat gedeckt habe. „Nach der Wiedereröffnung haben wir dann alles daran gesetzt, mit guten Hygienekonzepten die Lockdown-Verluste ein wenig aufzuholen.“ Was bis Oktober auch einigermaßen gelungen sei. Dann aber hätten sich viele Kollegen auf das Versprechen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn verlassen. Der hatte im September verkündet, mit dem Wissen von heute, würden keine Friseure und kein Einzelhandel mehr geschlossen.

Eine fatale Fehleinschätzung, auf deren Grundlage viele Modehändler kräftig Winterware bestellt hätten, die nun seit Beginn des zweiten Einzelhandel-Lockdowns Mitte Dezember wie Blei in den Regalen liegt. Und weil die dem modischen wandel unterliegt, kann sie nicht mal eben bis zum kommenden Jahr eingelagert werden. „Die können wir größtenteils abschreiben“, zeichnet Minartz ein düsteres Bild der Branche. Mit einem Außer-Haus-Verkauf und Rabatten von bis zu 50 Prozent versuchen einige Händler zwar, ein wenig Ware zu verkaufen. Das aber, betont Minartz, reiche gerade einmal, um die Liquidität ein bisschen zu erhöhen. Nicht aber, um in den kommenden Wochen die größten teils längst bestellte Frühjahrskollektion zu bezahlen. Es droht die Insolvenz. „Wenn sich der Lockdown jetzt noch bis Ostern ziehen sollte, weiß ich nicht, wie wir ohne entsprechende Hilfen vom Staat überleben sollen“, betont Minartz.„Das wäre für viele der Todesstoß.“

Zusätzlich verschärft werde die Situation dadurch, dass „wir die versprochenen Bundesmittel, die sogenannte Überbrückungshilfe III, noch nicht einmal beantragen konnten“, klagt Ulf Minartz. Bei einem Umsatzeinbruch zwischen 50 und 70 Prozent im Vergleich zu 2019 wie im noch halb geöffneten Dezember sollen bis zu 60 Prozent der monatlichen Fixkosten erstattet werden, bei einem Umsatzeinbruch von mehr als 70 Prozent wie im Januar bis zu 90 Prozent. Aber mit Zuschüssen zu den Fixkosten allein sei es nicht getan. Auch darauf wollen die Einzelhändler mit der bundesweiten Aktion aufmerksam machen und hoffen, auch die Politiker stärker zu sensibilisieren.